WAZ: Das Herz des Energielandes – Kommentar von Stefan Schulte zum Eon-Umzug

Essen wird die Energiehauptstadt Deutschlands. Mit
der Entscheidung, seine Zentrale vom Rhein an die Ruhr zu verlegen
und damit ins Revier des großen Konkurrenten RWE, ist Eon eine
gewaltige Überraschung gelungen. Die Geschicke des Energielandes NRW
werden künftig von Essen aus gelenkt.

Bisher galt als ausgemacht, dass die Düsseldorfer jenen Teil nach
Essen auslagern, von dem sie sich trennen wollen: das konventionelle
Stromgeschäft. Doch nun plant der umsatzstärkste Energiekonzern hier
seine Zukunft: mit erneuerbaren Energien, dem Netz- und
Kundengeschäft. Wenn alles glatt geht, erhält Essen nach RWE und
Thyssen-Krupp seinen dritten Dax-Konzern.

Damit wird sich in Essen auch entscheiden, ob und wie Deutschland
seine Energiewende meistert. Mit RWE und Eon sitzen künftig nicht nur
die beiden größten Energiekonzerne in einer Stadt – sondern auch die
stärksten Gegenpole. Während RWE um seine Braunkohle kämpft und ohne
seinen konventionellen Kraftwerke kaum denkbar ist, wagt Eon den
großen Schnitt. Beide Wege sind mit Risiken gepflastert. Die Republik
wird genau hinsehen, ob es in Essen an der Messe oder am Hauptbahnhof
besser läuft.

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