WAZ: Das Revier und die vielen Vorurteile. Kommentar von Thomas Wels

Wir sind ja schon einiges gewohnt an Vorurteilen
über das Ruhrgebiet. Viele Probleme sind richtig beschrieben. Die
Arbeitslosigkeit ist hoch, die Städte sind klamm. Alles richtig. Nun
aber das Symbol für diese Region, den Doppelbock der Zeche
Zollverein, hinzustellen als Inbegriff der Verarmung, ist in etwa so
intelligent wie den Abstieg des 1. FC mit dem Kölner Dom zu
verbinden. Der Wohlfahrtsverband, mit Sitz im fernen Berlin, hat
einen Doppel-Bock geschossen. Abgesehen von preisgekrönter
Bauhaus-Architektur und technischer Meisterleistung steht Zollverein
auch für das deutsche Wirtschaftswunder. Ohne das Ruhrgebiet wäre der
Aufstieg aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges nicht möglich
gewesen. Ende der 50er-Jahre waren in Kohle und Stahl 800000 Menschen
beschäftigt. Heute sind es noch 40000. Das ist Strukturwandel der
verschärften Art, diese Region nimmt ihn an. Allen Vorurteilen zum
Trotz ist das Revier nicht nur äußerst lebenswert, sondern in vielen
Branchen Weltspitze. Wer sehen will, der kann das auch erkennen.

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