WAZ: Debatte ohne Ausweg – Kommentar von Christopher Onkelbach zu Organspende

Organspende darf nicht töten. Das ist der eherne
medizinische Grundsatz. Es gilt: Wer hirntot ist, kann nicht mehr
leben. Das bildet das juristische und moralische Fundament für die
Organspende. An diesem Prinzip rüttelt nun eine Minderheit im
Deutschen Ethikrat – mit womöglich fatalen Folgen.

Die Ansicht von sieben der 26 Mediziner, Philosophen, Theologen
und Juristen im Ethikrat, der festgestellte Hirntod sei nicht als
endgültiges Todeskriterium zu betrachten, vielmehr als diffuses
Stadium zwischen Leben und Tod, führt in ein medizinisches und
moralisches Dilemma: Folgte man diesem Votum, dann wäre die
Organentnahme bei einem Hirntoten, den diese Experten ja definitiv
nicht für tot halten, rechtlich ein Tötungsakt. Diesen Standpunkt
kann kein Mediziner gelten lassen. Er verunsichert die Menschen und
gefährdet die Transplantationsmedizin insgesamt.

Nun gebührt jenen Respekt, die nicht nur aus rein medizinischer
Sicht auf den Menschen blicken und für die das Leben nicht mit einer
Nulllinie auf dem Monitor endet. Doch ohne ein nachprüfbares und
medizinisch einwandfreies Todeskriterium kann es keine Organspende
geben. Und das wäre das Ende aller Hoffnungen für viele schwerkranke
Menschen.

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