Heute geht wieder ein Stück Bergbau-Geschichte zu
Ende. Wenn die Kumpel zum letzten Mal in Kamp-Lintfort ausgefahren
sind, arbeiten in Deutschland nur noch drei Zechen: Auguste Victoria
in Marl, Prosper-Haniel in Bottrop und das Bergwerk Ibbenbüren. Im
Jahr 2018 ist dann ganz Schluss – es ist ein gewaltiger
Strukturwandel in Gang gesetzt worden, der in Europa seinesgleichen
sucht. Vor 20 Jahren waren noch 100000 Menschen im Bergbau
beschäftigt. Heute sind es ein Fünftel davon. Diese Dimensionen sagen
viel aus, auch über den langen Abschied von der Industrieregion.
Jedenfalls, wenn man sich schlicht auf die Beschäftigten bezieht, die
in Industriebetrieben Arbeit haben. Da gibt es aber nichts zu
bejammern. Im Gegenteil kann das Revier stolz darauf sein, wie es
diesen Wandel hinbekommt, ohne schwere soziale Brüche auszulösen.
Zumindest ist das im Bergbau so. Und es sagt auch etwas aus, wenn
chinesische Delegationen ins Ruhrgebiet reisen, um zu sehen, wie das
geht: Organisation von Strukturwandel. Dazu gehört, Neues zu
schaffen. Der Duisburger Hafen als Logistik-Drehscheibe, die
IT-Ansiedlungen und Neugründungen in Dortmund rund um die
Universität, der Ausbau der Gesundheitswirtschaft – es gibt sie, die
Erfolgsgeschichten. Selbst wenn jetzt die Beschäftigtenzahlen in
Industriebetrieben niedriger liegen als im NRW-Durchschnitt – na und?
Im Herzen bleibt das Revier eine Industrieregion. Und das ist gut so.
Wer Industrie kann, der kann auch Technologie, der steckt den Kopf
nicht in den Sand. Für Unternehmen sind das beste Bedingungen. Immer
wieder hört man von Mittelständlern, wie zufrieden sie sind mit
Mitarbeitern, die aus dem Bergbau kommen. Verantwortung zu übernehmen
für sich, die anderen und das Unternehmen – bei der harten Arbeit
unter Tage ist das auch heute noch eine Überlebensfrage. Tradition
gibt keine Arbeit, das stimmt. Sie darf auch nicht hinderlich sein
auf dem Weg in die Zukunft. Was in der Vergangenheit zuweilen der
Fall war. Tradition gibt aber auch Sicherheit, im Falle des
Ruhrgebiets heißt die: Den Wandel kriegen wir hin.
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