WAZ: Der Arabische Frühling wird teuer. Kommentar von Gregor Boldt

Über Jahrzehnte haben die Regierungen Europas und
der USA die Machthaber in Nordafrika gepflegt. Ben Ali in Tunesien,
Gaddafi in Libyen und Mubarak in Ägypten waren Garanten für
Stabilität. Dass ihre Herrschaft auf Gewalt, Terror und
Menschenrechtsverletzungen basierte, wurde in Kauf genommen. Bis zum
Arabischen Frühling. Dann demonstrierten die Menschen dort, dass die
Zeit für Diktaturen abgelaufen ist. Der Jubel über die Freiheitswelle
war groß. Schnell beeilte sich der Westen, die Demokratiebemühungen
zu beflügeln – wenn es sein musste militärisch. Nun sind die
Diktatoren im Exil, tot oder im Gefängnis. Sie hinterließen ein
Machtvakuum, das die gemäßigten Kräfte noch nicht gefüllt haben.
Stattdessen haben sich Islamisten überall in Nordafrika etabliert und
ziehen grenzüberschreitend ihre Kreise. Bis Algerien, bis Mali. Auch
das ist der Preis der westlichen Politik. Er wird immer höher.

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