So ist das halt, wenn man versucht, ein scheinbar
marktwirtschaftliches System über planwirtschaftliche Zuteilung ans
Laufen zu kriegen. Der Grundgedanke des Handels mit
Verschmutzungsrechten ist zwar richtig: den Umweltschäden in Form
einer Tonne CO2-Ausstoß ein Preisschild anzuhängen, statt Folgekosten
der Allgemeinheit aufzubürden. Die Industrien in Europa sind aber zu
unterschiedlich und komplex, ebenso wie die kaum vorhersehbare
Entwicklung der Konjunktur, als dass man mit Zuteilungen von
Zertifikaten die Preisentwicklung steuern könnte. Entweder sind die
Preise zu niedrig und führen deshalb nicht zu den gewünschten
CO2-Einsparungen, wie derzeit beklagt wird. Was aber wäre, wenn sie
zu hoch sind, weil man sich am grünen Tisch vertut? Dann wandern
Industrien ab nach China oder in andere asiatische Länder. Dann
steigt dort der Kohlendioxid-Ausstoß noch stärker als er es ohnehin
tut, weil in China immer noch alle zwei Wochen ein neues
Kohlekraftwerk ans Netz geht. Gewiss, es muss Vorbilder geben, mutige
Regierungen, die sich ums Klima kümmern. Dumm wäre es, wenn die
Industriejobs weg sind, dem Klima aber nicht geholfen ist.
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