Dass Modernisierer nicht jung sein müssen, hat
Detlef Wetzel in seiner kurzen Zeit als IG-Metall-Chef eindrucksvoll
bewiesen. Er hat die starre Organisation umgekrempelt, mit
erfolgreichen Kampagnen neue Zielgruppen wie Leiharbeiter erschlossen
und der altehrwürdigen Gewerkschaft eine Frischzellenkur geschenkt,
indem er den Fokus auf die Azubis legte und so viele junge Mitglieder
gewann. Dass die größte Einzelgewerkschaft des Landes nach ihrem
jahrzehntelangen Schrumpfkurs seit Jahren wieder wächst, ist zu einem
guten Teil das Verdienst des ebenso bedächtigen wie blitzgescheiten
Westfalen.
Nun tritt Wetzel wegen einer starren Altersgrenze ab, die er
selbst für aus der Zeit gefallen hält, wie er einmal dieser Zeitung
verriet. Das gesetzliche Rentenalter gilt auch für
IG-Metall-Funktionäre, Wetzel hätte die Gewerkschaft deshalb keine
volle Amtszeit mehr führen dürfen. „Ultimative Hürden passen nicht
mehr in diese Zeit“, meinte der Siegerländer.
Zum Pragmatismus des Detlef Wetzel gehört aber, dass er selbst mit
seinem Abgang noch die nächste stille Revolution anstößt, indem er
Christiane Brenner als Vizechefin in Position bringt. Sie könnte in
einigen Jahren die erste Vorsitzende der seit ihrer Gründung von
Männern dominierten IG Metall werden.
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