WAZ: Der Staat richtet–s, der Kunde zahlt – Kommentar von Thomas Wels

Die Energiewende ist um eine weitere Absurdität
reicher. Nun also sollen – wer sonst – die Stromkunden auch das
Risiko des zeitgerechten Anschlusses der Windparks auf hoher See
tragen. Dass für das inzwischen gewaltige Problem eine Lösung her
musste, ist klar: Wenn den Milliardeninvestitionen die
Unwirtschaftlichkeit droht, weil der Park zwar Strom liefern könnte,
aber der Netzbetreiber Tennet den Netzanschluss nicht pünktlich
hinbekommt, dann versiegt der Geldstrom in die Offshore-Windparks.
Und dann herrscht bei der Energiewende Flaute. Eine Haftungs- und
Schadenersatzregelung musste also her. Höchst ärgerlich ist es
allerdings, wenn deutsche Stromkunden nun für das offensichtliche
Unvermögen des niederländischen Staatskonzerns bluten müssen. Tennet
hat das ehemalige Höchstspannungsnetz von Eon gekauft – und sich beim
Ausbau finanziell verhoben. Tennet freilich schiebt die Verzögerungen
auf den Zulieferer Siemens, RWE weist als Windparkbetreiber die
Verantwortung an Tennet. Nun sind alle drei Konzerne zufrieden.
Weil–s der Staat richtet, wie immer auf dem Rücken der Stromkunden.
Mit Marktwirtschaft und Wettbewerb hat die Energiewende von Monat zu
Monat weniger zu tun.

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