WAZ: Der Wert der Saisonarbeit. Kommentar von Stefan Schulte

Den Mindestlohn mag man richtig finden oder falsch.
Wenn er aber kommt, gibt es keinen Grund, ihn Erntehelfern
vorzuenthalten. Niemand wird behaupten, dass die Akkordernte auf
deutschen Äckern, die osteuropäische Saisonarbeiter verrichten, keine
8,50 Euro wert sei. Das Problem wird sein, dass der Mindestlohn wie
in anderen Branchen regional sehr unterschiedlich wirkt. So fällt der
Aufschlag für Arbeiter auf ostdeutschen Gurkenfliegern höher aus als
für die Spargelstecher am Niederrhein. Viele brandenburgische Bauern
werden an ihre Grenzen stoßen. Hiesige Spargelbauern bleiben vor
allem dann gut im Geschäft, wenn sie ihr Edelgemüse direkt
vermarkten. Eine Gefahr droht aber allen Erzeugern: Was in den Handel
geht, bringt weniger Geld ein. Doch dessen überbordende Marktmacht
ist weder ein neues Problem noch ein Argument, Saisonarbeiter zu
benachteiligen. Es spiegelt schlicht die Wertschätzung der deutschen
Verbraucher gegenüber Lebensmitteln wider. Doch auch hier gibt es
Unterschiede: Für heimische Erdbeeren und Spargel sind sie eher
bereit, ein paar Cent mehr auszugeben als für Gurken aus dem Glas.

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