WAZ: Deutschland darf kein Gift liefern. Kommentar von Ulrich Reitz

Gehen wir davon aus, dass die 3000 Menschen, die in
USA auf die Todesstrafe warten, rechtmäßig verurteilt sind. Es stimmt
auch, dass ein Gift, das eine deutsche Fabrik verlässt, zur
Todesspritze erst in den USA wird. Und doch ist es richtig, wenn
deutsche Firmen dem Appell der Regierung folgen, kein
Todesspritzen-Gift zu liefern.

Leider werden die USA die Todesstrafe nicht abschaffen, nur weil
sie gerade mal zu wenig Gift haben. Aber Deutsche dürfen sich nicht
zu Mittätern machen. Und dabei geht es nicht einmal nur um jene Sorte
moralischer Außenpolitik, die anderen Ländern ein besserwisserisches
Beispiel geben will. Aber weshalb sollten wir unsere bewährten
humanitären Werte verletzen?

Die USA, die sich als religiöse Nation verstehen, stellen mit der
Todesstrafe ihre archaische, alttestamentarische Tradition über das
christliche Tötungs-Verbot. Sie schaden damit ihrem Ruf in der
westlichen Welt und schwächen im Menschenrechts-Dialog mit Diktaturen
ihre Position. Das ist ihnen offenkundig gleichgültig.

Für deutsche Unternehmen jedoch gibt es kein einziges Argument,
das es rechtfertigen könnte, sich an diesem üblen Tun zu beteiligen.
Deshalb liegt es, jenseits aller Moral, auch in deren geschäftlichem
Interesse, nicht zu liefern.

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