WAZ: Die Besten gehen – Kommentar von Stefan Schulte

Heime, ambulante Pflegedienste und Kliniken tun sich
schon heute schwer, Nachwuchs zu finden. Irgendwie kriegen sie es
noch hin, doch genau dieses Irgendwie macht den Beruf so unattraktiv:
Die Pflegekräfte schieben eine Extraschicht nach der anderen, kommen
völlig ausgelaugt nach Hause, und schon nach wenigen Jahren ist von
ihrer Motivation nicht mehr viel übrig. Die Besten schmeißen zuerst
hin, weil sie sich ganz den Patienten und alten Menschen widmen
wollten, unser System derlei Zuwendung aber nicht vorsieht. Die
„Minutenpflege“ kennt keine Menschlichkeit. Viel abschreckender kann
ein Beruf sich kaum präsentieren. Dabei brauchen wir künftig deutlich
mehr Pflegekräfte. Doch warum sollten in Zeiten, in denen viele
Branchen gut bezahlte Fachkräfte suchen, junge Menschen in die Pflege
strömen? Das Problem jeder Prognose ist es, dass sie künftige
Probleme aufzeigt, die sich gut verdrängen lassen. Doch in der Pflege
wird jedes verlorene Jahr die Probleme der Zukunft potenzieren. Eine
wegweisende Reform haben weder Rot-Grün noch die Große Koalition
hinbekommen. Schwarz-Gelb schickt sich an, diese Tradition
fortzusetzen.

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