WAZ: Die Kohle geht, der Stahl bleibt – Kommentar von Stefan Schulte

Während das alte Ruhrgebiet dabei ist, sich selbst
abzuwickeln, bekennt sich Indiens Stahlmagnat zur Schwerindustrie im
Revier. Es hat schon etwas Surreales, was wir über die Kokerei
Prosper in Bottrop schreiben dürfen. Ein Widerspruch ist es aber
nicht. Denn die Selbsteinschätzung, aus dem Arbeiterrevier könne eine
reine Dienstleistungsmetropole werden, war genauso falsch wie die
Außenwahrnehmung vom verdreckten Kohlenpott. Die Wahrheit liegt in
der Mitte: Die Kohle geht, der Stahl bleibt. Das Ruhrgebiet braucht
die Industrie wie seine Bürotürme. Dass der weltgrößte Stahlproduzent
sich langfristig an den Standort Bottrop bindet, um sich mit Koks zu
versorgen, macht Mut. Denn Arcelor-Mittal lockt allein der Glaube an
gute Geschäfte ins Revier und keine Nostalgie. Mit Prosper wird ein
Teil der „schwarzen RAG“ überleben. Und auf Sicht Kohle aus Ländern
verfeuern, in denen sie nicht aus 1200 Metern Tiefe geborgen werden
muss. Dies ist nicht mehr und nicht weniger als ein Stück Normalität
einer globalen Wirtschaft. Dass in ihr auch die Industrie im
Ruhrgebiet ihren Platz findet, ist die Botschaft aus Bottrop.

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