Die gute Konjunktur entfaltet auf dem
Ausbildungsmarkt die Wirkung eines Tischfeuerwerks: Sie erhellt,
schillert, vernebelt aber zugleich den Blick. Unbestreitbar erhalten
dank des Wirtschaftsaufschwungs mehr Jugendliche eine Lehrstelle als
im Vorjahr. Spürbar weniger Schulabsolventen bleiben unversorgt. Das
wirkliche Problem wartet jedoch in nicht mehr ferner Zukunft. Wenn in
einer rasant alternden Industriegesellschaft immer weniger junge
Leute dem Lehrstellenmarkt zur Verfügung stehen und parallel der
Anteil nicht ausbildungsfähiger Schulabsolventen tendenziell sogar
steigt, fischen die Unternehmen ganz schnell in einem leeren Teich.
Es wäre deshalb hilfreich, wenn sich die schrille Integrationsdebatte
einmal der Frage zuwenden würde, warum jeder zweite Ju-gendliche mit
Zuwanderungsgeschichte ohne Berufsausbildung dasteht. Der doppelte
Abiturjahrgang 2013, die Aussetzung der Wehrpflicht oder eine
gesteuerte Zuwanderung können den absehbaren Fachkräftemangel nur
vorübergehend verkleistern. An der nachträglichen Qualifizierung von
den tausenden Jugendlichen ohne ideale Zeugnisse und Voraussetzungen
führt kein Weg vorbei. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
nicht eine der Unternehmen allein.
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