WAZ: Die Lage der CDU in NRW – Vor dem Neuanfang – Leitartikel von Tobias Blasius

Nach der historischen Wahlpleite vom 9. Mai hat die
nordrhein-westfälische CDU tapfer einigen bürgerlichen Tugenden die
Ehre gegeben: Sie hat sich im Umgang mit der Schmach geschlossen und
geordnet präsentiert, agierte zeitweilig sogar weise. Dennoch gelang
es aus vielschichtigen Gründen nicht, den minimalen Stimmenvorsprung
vor der SPD in eine weitere Regierungsbeteiligung umzumünzen. Nun
steht der Partei der erfahrungsgemäß schwierigste Teil der
Nachwahlzeit bevor. Sie muss sich personell und konzeptionell für
eine ungewisse Zukunft rüsten. Es könnten Opposition, Neuwahlen oder
doch noch Gestaltungsmacht warten. Jürgen Rüttgers, der die
politischen Grundrechenarten früh bei Helmut Kohl studiert hat, wird
wissen, dass er diesen Prozess allenfalls noch moderieren kann. Die
Christdemokraten benötigen jetzt eine Führung, die nach außen einen
Neuanfang symbolisiert, gleichzeitig nach innen inte-griert und bei
komplizierten Mehrheitsverhältnissen im Landtag über Parteigrenzen
hinweg kommuniziert. Die geborene neue Nummer eins der
Christdemokraten an Rhein und Ruhr gibt es nicht. Womöglich muss eine
Team-Lösung her, die dem Ernst der Lage gerecht würde.

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