Der Hilferuf aus Misrata, der belagerten und schwer
umkämpften libyschen Küstenstadt, ist drastisch. Ohne ausländische
Bodentruppen gehe es nicht weiter: „Wenn sie nicht kommen, werden wir
sterben.“ Die Einschätzung der Rebellen deckt sich mit der der
libyschen Machthaber. Von Tag zu Tag neige sich die militärische
Waage zu Gunsten der Regierung, sagte Gaddafis Sohn, Saif al-Islam
Gaddafi: „Wir werden gewinnen.“ Es gehört zu den traurigen Wahrheiten
dieses Krieges, dass es genau danach aussieht. Gaddafis Truppen
verschanzen sich hinter Frauen und Kindern. Sie beziehen Stellung in
Wohnhäusern, nutzen Schulen und Moscheen als Basis für ihre
Geschütze. So machen sie es der Nato unmöglich, aus der Luft
einzugreifen. Es war klar, dass dieser Krieg aus der Luft nicht zu
gewinnen ist. Am Boden aber will der Westen nicht mitkämpfen, schickt
Militärberater statt Truppen. „Gaddafi muss weg“ hatte sich die
westliche Allianz zum Minimalziel gesetzt. Doch es gab nie eine
Einigung, wie das erreicht werden soll. So wird Misrata zum Symbol
dieses Krieges und könnte zum Schauplatz der letzten blutigen
Schlacht werden.
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