WAZ: Die Macht der Autofahrer. Kommentar von Frank Meßing

Wenn der Preis für den Liter Superbenzin mal wieder
in die Nähe von 1,60 Euro hochschnellt, ärgern sich die Autofahrer.
Zu Recht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Preis aber auch
wieder sinken. Die Spirale bewegt sich inzwischen mehrmals am Tag. Im
vergangenen Jahr gab es laut Aral Preissenkungen an 362 Tagen,
Erhöhungen an 254 Tagen. Im Jahresschnitt wurde der Sprit bei Aral um
2,3 Cent teurer.

Die Ausschläge nach oben und unten werden immer größer und die
Intervalle immer kürzer. Die erheblichen Schwankungen sind ein Beweis
dafür, dass der Wettbewerb funktioniert. Denn insbesondere im
Ruhrgebiet haben die Autofahrer eine große Auswahl. Teure Tankstellen
bleiben auf ihrem Sprit sitzen und werden so zur Preissenkung
gezwungen.

Die Macht der Verbraucher ist offenbar so groß, dass sie den
Tankstellen-Riesen Shell am Wochenende vor logistische Probleme
stellen. Lange Schlangen an günstigen Zapfsäulen gehören inzwischen
ebenso zum Stadtbild wie die Schilder „ausverkauft“.

Der Billig-Montag ist Geschichte. Die kritischen Autofahrer werden
sich aber schnell an die neuen Spielregeln gewöhnen und zu anderen
Tagen den günstigsten Sprit tanken. Nur so können sie den Ölmultis
demonstrieren, dass sie nicht jeden Preis akzeptieren. Bei 1,52 Euro
ein kleiner Trost.

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