Gestern, 8.06 Uhr, Dortmund Hauptbahnhof. Der
Regionalexpress nach Düsseldorf fährt nicht pünktlich ab. Wieder mal.
Ein defekter Fernzug blockiert das Gleis. Eine rote Diesellok schiebt
ihn weg.
Gestern Mittag. Die Bahn in Berlin kündigt an, sie werde jetzt
monatlich zeigen, wie pünktlich sie ist. Zwar sei, leider, jeder
fünfte Fernzug verspätet. Dafür schaffe es der Regionalverkehr
superpünktlich. Im Durchschnitt also: Ziemlich pünktlich.
Es ist dem Grube-Konzern als guter Wille anzurechnen, dass er
erstmals mit Zahlen offensiv wird. Zu lange hat die Staatsbahn ja
Verspätungen wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Aber gerade
Durchschnittswerte können die Glaubwürdigkeit beschädigen.
Was nützt es dem Kunden des pünktlichen Regionalexpress, wenn ein
unpünktlicher Fernzug das Gleis besetzt? Was nützt es dem
17-Uhr-Pendler, wenn sein Zug mittags auf die Sekunde da war und die
Statistik aufhübscht, er aber in der rush hour auf überlastetem
Streckennetz später heimkommt?
Hausaufgabe der Bahn ist mehr als Zahlenakrobatik. Ein besseres
Streckennetz, modernere Fahrzeuge, genug Personal. Zugegeben:
Gefordert ist da vor allem die Politik.
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