WAZ: Die (zu) grüne CDU. Kommentar von Wilfried Goebels

Die Preisfrage: Ist der Politiker moralisch
wertvoller, der den schnellsten Ausstieg aus der Atomkraft
verspricht? Oder gehört nicht auch die Sicherung der Arbeitsplätze in
der Industrie zum Gemeinwohl? Im Überbietungswettbewerb um das
höchste Tempo beim Verzicht auf die Kernenergie wechselt die CDU vom
Standstreifen auf die Überholspur. Nicht wenige in der Union fordern
ein Innehalten. Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Derzeit weiß
niemand, was der Ausstieg kostet und welche Firmen bei höheren
Strompreisen in die Knie gehen.

Der blaue Himmel über der Ruhr ist ein großartiger Erfolg des
ökologischen Umsteuerns. Mit der schrittweisen Abkehr vom Atomstrom
steht die Industriegesellschaft nun vor ihrer nächsten
Herausforderung. Nach dem Schock von Fukushima präsentiert sich
CDU-Chefin Angela Merkel grüner als grün. Einen Atomausstieg nach dem
Motto, koste es, was es wolle, kann die deutsche Industrie aber nicht
verkraften. Merkel sollte die Warnrufe aus den eigenen Reihen nicht
überhören. Während der SPD-Gewerkschaftsflügel über die sozialen
Folgen eines Ausstiegs für Arbeitnehmer debattiert, bleibt die
Wirtschaftspartei CDU seltsam defensiv.

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