Eltern sagen, es gibt nichts Schlimmeres, als sein
eigenes Kind zu verlieren. Bei der Gedenkfeier für die 21 Opfer der
Loveparade in Duisburg waren Eltern, Geschwister, Freunde und
Angehörige der 21 vor einem Jahr zu Tode Gekommenen zugegen. Es war
mehr als eine Geste, dass die Teilnehmer der Gedenkfeier in einer
Fürbitte der Toten in Norwegen gedachten. Duisburg und das ferne
Norwegen waren vielmehr in Schmerz und Trauer verbunden.
Sie, die nächsten Angehörigen, können zutiefst nachempfinden, was
nun die Eltern, Geschwister und Freunde der norwegischen Jugendlichen
durchleiden. Vor einem Jahr strömten ihre Söhne, Töchter, Schwestern,
Brüder oder Enkel fröhlich in den Tunnel, der sie eigentlich zur
großen ausgelassenen Loveparade-Party führen sollte.
Schlampige, ignorante Planer und fahrlässige oder schlichtweg
überforderte Organisatoren tragen für den Verlust ihrer Liebsten die
Verantwortung. Die Verantwortung übernehmen will indes bislang
niemand. Die Gerichte werden – wann auch immer – entscheiden, ob
Schuldige auszumachen sind.
Auch in Norwegen wurden blutjunge Menschen jäh aus dem Leben
gerissen. Sie mussten durch die Schüsse eines offenbar
rechtsradikalen norwegischen Nationalisten sterben. Den 32-jährigen
Täter trieb der krude Hass gegen alles Fremde, Nicht-Norwegische um.
Der gläubige Protestant sieht sich nach Stand der Dinge als
Kreuzritter des christlichen Abendlandes, das durch zu viele
muslimische Ausländer in seinem Land und radikale Islamisten
gefährdet ist.
Vor allem die liberale sozialdemokratische Ausländerpolitik der
Regierung war wohl für ihn Verrat an seinem Land. Nachdem er den
Amtssitz des sozialdemokratischen Premierministers Jens Stoltenberg
mit Bomben hochgejagt hatte, machte er sich eiskalt auf den Weg zum
weiteren Massenmorden.
Über 80 Teilnehmer eines von der Jugendorganisation der
sozialdemokratischen Arbeiterpartei organisierten Zeltlagers wurden
von ihm aus nächster Nähe exekutiert oder auf ihrer verzweifelten
Flucht erschossen. Der geständige Täter ist gefasst und wird nun vor
Gericht gestellt.
Was nach Duisburg und Norwegen bleibt, ist schieres Entsetzen und
Hilflosigkeit. Beide Ereignisse gehen den Angehörigen und uns allen
tief ins Mark, weil wir mit den um ihr Leben ringenden jungen
Menschen und den trauernden Zurückgebliebenen mitfühlen können.
Duisburg hätte durch verantwortliche Vorbereitung verhindert
werden können, Norwegen dagegen wohl kaum. Hier hat ein
irregeleiteter Rassist und Nationalist nach akribischer Vorbereitung
wie aus dem Nichts gezielt massenhaft gemordet.
Was leider bleibt, ist die dumpfe, furchtbare Gewissheit, dass es
auch zukünftig weitere Katastrophen und Tragödien wie in Duisburg und
Norwegen mit vielen Opfern und Trauernden geben wird.
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