WAZ: Duisburgs OB und der Rücktritt – Befriedung ist nötig. Kommentar von Dietmar Seher

Es kann eine Zumutung sein, ein politisches Amt zu
übernehmen. Es bedeutet, Verantwortung zu tragen für Dinge, die der
Amtsinhaber nur wenig beeinflussen kann. War es nicht so bei der
Amtsaufgabe des Innenministers Rudolf Seiters nach dem
Anti-Terror-Einsatz in Bad Kleinen? Es zwingt in anderen Fällen, zu
akzeptieren, dass der im Rechtsstaat selbstverständliche Grundsatz
der Unschuldsvermutung im Moment der öffentlichen Erregung nicht zu
gelten scheint. Rücktritt ist dann unvermeidlich.

Er ist nicht immer ein Schuldeingeständnis. Er kann ein Signal der
Befriedung sein. Befriedung ist, was Angehörige und Freunde der Toten
der Loveparade brauchen. Was den Verletzten helfen würde und Duisburg
und seinen Bürgern bei der Trauerarbeit.

Adolf Sauerland hat es in der Hand, für Befriedung zu sorgen.
Sofort. Ohne Anflug von Selbstmitleid. Jedes Abwarten beschädigt sein
Ansehen, das er sich in den Jahren an der Spitze der Stadt erworben
hatte, nur noch mehr. Jetzt zu gehen, heißt nicht, schuldig zu sein.
Schuld festzustellen ist weder Sache von Parteifreunden noch der
Opposition noch der wütenden Öffentlichkeit. Das müssen Richter tun.

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