WAZ: Ein Albtraum für die Mitarbeiter. Kommentar von Stefan Schulte zum Fall Tengelmann

Zu klein zum Überleben, zu groß für eine Fusion –
das Gezerre um ihre Arbeitsplätze muss den Mitarbeitern der Kaiser–s-
und Tengelmann-Märkte wie ein Albtraum vorkommen. Weil ihr
Familienunternehmen im Wettbewerb mit den Handelsriesen kapituliert,
sind ihre Jobs in Gefahr. Und weil Branchenführer Edeka nach dem
Willen der Kartellwächter nicht weiter wachsen soll, dürfen sie nicht
gerettet werden. Die Argumente der Wettbewerbshüter haben Gewicht. Es
geht nicht darum, ob die Dominanz von Edeka um ein paar Zehntel
Prozentpunkte wächst oder nicht. Sondern um die Marktmacht vor Ort.
Dort, wo Kaiser–s und Tengelmann stark sind, würde Edeka mit der
Übernahme noch präsenter. Andererseits: Schon heute gibt es in vielen
Stadtvierteln nur noch die großen vier: Edeka, Rewe, Lidl und Aldi.
Der Wettbewerb ist überschaubar, aber intakt, der Preiskampf in
Deutschland härter als in den meisten EU-Ländern. Ob die Behörde
neben dem Wettbewerb nicht auch die Arbeitsplätze schützen sollte,
mögen sich Tengelmann-Beschäftigte fragen. Doch das führt zu nichts.
Verantwortlich dafür, dass und wie es mit ihnen weitergeht, ist nicht
mehr das Kartellamt, sondern Tengelmann-Chef Haub.

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