Viele haben ihm wenig zugetraut. Nun kommt
CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller allmählich in die Spur. Sein
Vorhaben, schärfere soziale und ökologische Regeln für die globale
Textilproduktion zu etablieren, könnte einen entscheidenden
Fortschritt bringen. Bisher arbeiten die Beschäftigten in den
Textilfabriken Bangladeschs, Pakistans und anderer Entwicklungsländer
oft unter erbärmlichen Bedingungen. Die Kleidung, die deutsche
Verbraucher kaufen, ist beispielsweise auch deshalb so billig, weil
die Arbeiter zu wenig Lohn erhalten, um vernünftig leben zu können.
Diesen krassen Missstand mag künftig die Zusicherung der Verbände und
Firmen lindern, nach und nach eine existenzsichernde Bezahlung
einzuführen. Allerdings krankt der Müller-Standard an seiner
Konstruktion. Er steht und fällt damit, wie viele Unternehmen
mitmachen, und wie ernst diese die neuen Regeln nehmen. Das bleibt
überwiegend ihre eigene Entscheidung. Verpflichten müssen sie sich zu
nichts. Und ein Versprechen ist schnell gebrochen. Freiwilligkeit
geht vor Gesetz, lautet das Motto. Wirksamer dagegen wären
verbindliche Regeln – etwa in der Form europäischer Abkommen mit
einzelnen Produktionsländern.
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