WAZ: Ein hoher Preis für die Energiewende – Kommentar von Ulf Meinke

Dass es den Atomausstieg nicht zum Nulltarif gibt,
dürfte auch kühnen Optimisten längst klar geworden sein. Doch wie
hoch der Preis für die energiepolitische Kehrtwende wirklich
ausfallen wird, lässt sich selbst dreieinhalb Jahre nach der
Reaktorkatastrophe von Fukushima nur erahnen. Ob die Energiewende
tatsächlich die größte Herausforderung in Deutschland seit der
Wiedervereinigung ist, wie es der jetzige Kanzleramtsminister Peter
Altmaier einmal sagte, das sei dahingestellt. Sicher ist jedenfalls,
dass der radikale Umbau der Energielandschaft Geld kostet, sehr viel
Geld. Neue Anlagen und zusätzliche Netze wollen finanziert werden –
mit mehr oder weniger freundlicher Unterstützung des Stromversorgers.

Zugleich läuft eine gigantische Umverteilungsmaschinerie, die
gerade in NRW Besorgnis auslöst. Deutschlands Energieland Nummer eins
könnte Schaden nehmen, wenn die Kraftwerke der Zukunft anderswo
entstehen – auf schleswig-holsteinischem Ackerland oder hoher See zum
Beispiel. Wie sehr die Strompreise für Privatverbraucher gestiegen
sind, trägt ebenfalls nicht gerade zur Akzeptanz der Energiewende
bei. Eine faire Verteilung von Kosten und Nutzen dieses
politisch-gesellschaftlichen Großprojekts ist leider noch in weiter
Ferne.

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