66 Jahre hat die 1,8 Tonnen schwere scharfe
britische Luftmine im Sand am Koblenzer Rheinufer gelegen. Der extrem
niedrige Wasserstand hat sie enttarnt. Wird sie heil entschärft, ist
wieder ein Kapitel deutschen Kriegsalltags geschlossen. Dass die
halbe Stadt evakuiert wird – das alles ist eine logistische Großtat.
Gefühle, Erinnerungen, Ängste und Albträume aber werden bei alten
Menschen die Bewunderung für die Fähigkeit der modernen
Zivilgesellschaft verdrängen. Sie werden selbst die Hochachtung vor
dem Mut der Sprengstoffexperten in den Schatten stellen, die Sonntag
die Zünder herausdrehen müssen und von denen seit 1945 Dutzende ihr
Leben gelassen haben. Wir Nachkriegsgeborenen können das Trauma nicht
nachvollziehen: Die Koblenzer Luftmine bringt für viele dieser
Älteren Erinnerungen an den Krieg zurück. 230 schwere Bomben wurden
2010 an Rhein und Ruhr entschärft. Hier luden die alliierten Flieger
48 Prozent ihrer auf das Reich abgeworfenen Phosphor- und
Sprengstofflasten ab. Was in Koblenz möglich ist, ist im Ruhrgebiet
also wahrscheinlich. Es wird noch dauern, bis alle Kriegskapitel
geschlossen sein werden.
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