Not kennt kein Gebot. Auch Priesternot nicht. Noch
nie haben sich so wenige Menschen wie heute in Deutschland darum
beworben, Priester zu werden. Ihre Zahl geht ohnehin seit vielen
Jahren zurück, in den vergangenen zwölf Jahren um ein drastisches
Fünftel. Der Anteil der Katholiken in der Bevölkerung sank in diesem
Zeitraum dagegen „nur“ um ein Zehntel. Das Ehe-Verbot für Priester
ist „nur“ knapp 900 Jahre alt. Das Wesen des Priestertums erfordert
den Zölibat nicht, hat das Zweite Vatikanische Konzil mit Blick auf
die Ostkirche ausdrücklich festgehalten. Ein göttliches Gebot ist
priesterliche Ehelosigkeit jedenfalls nicht. Die Katholiken können
sich anders entscheiden, sie müssen nur wollen. Man darf den aus
Deutschland stammenden Papst Benedikt XVI. daran erinnern, dass er
selbst keineswegs ein dogmatisches, sondern ein durchaus
opportunistisches Verhältnis hat zur priesterlichen Ehelosigkeit.
Verheiratete Pfarrer, die die britische, die anglikanische Kirche
verlassen, müssen sich nicht scheiden lassen. Weshalb werden
katholische, pardon: Beutepfarrer, aus England besser behandelt als
ihre deutschen Kollegen?? Katholische Laien erreichen wenig, auch
wenn sie Lammert heißen. Die deutschen Bischöfe müssten sich in
dieser Frage schon einig sein. Sie sind es nicht. Und der Papst will
(noch?) nicht.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de