WAZ: Ein schwerer Abschied – Kommentar von Frank Preuß

Eigentlich waren wir fest entschlossen, uns von
diesem Paar niemals mehr zu trennen. Diesem knorrigen, zutiefst
hanseatischen Paar, das einzig, aber weiß Gott nicht artig war.
Dessen gemeinschaftliches Bekenntnis zum Nikotin mit all seiner
Trotzigkeit uns bis zuletzt im Grunde erheitert hat. Loki Schmidt hat
ihren Helmut verlassen, und es hilft wenig, sich damit zu trösten,
dass ein Mensch mit 91 Jahren ein Alter erreicht hat, in dem er mit
dem Tode rechnen muss. Ja, das ist für viele Menschen in Deutschland
ein trauriger Tag. Denn die Frau, die als Hannelore Glaser geboren
wurde, sie genoss große Sympathien im Land. Und eine Aufmerksamkeit,
wie sie keiner Frau eines führenden Politikers jemals zuteil geworden
ist. Weil es ihr gelang, aus dem mächtigen Schatten eines großen
Bundeskanzlers herauszutreten. Möglich, dass Helmut Schmidt das Wort
Liebe nie über die Lippen gebracht hat, weil es nicht in seinen
Wortschatz passte. Und doch hat man bei aller Unterkühltheit im
öffentlichen Auftritt stets geahnt, was sie ihm bedeutete. Und
vielleicht haben wir Loki Schmidt auch dafür gemocht, dass sie in uns
die Hoffnung wachhielt, wenigstens sie akzeptiere ihr Mann als
Korrektiv. „Wir haben auch ganz schön gezankt“, hat sie in einem
Interview einmal gesagt. Selbst das wird er jetzt vermissen.

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