WAZ: Ein verheerendes Bild. Kommentar von Rolf Potthoff

Es ist nicht abzusehen, welche Folgen der
Millionen-Betrug mit den Holocaust-Entschädigungsgeldern haben wird.
Der finanzielle Schaden wird sich beziffern lassen, wie hoch auch
immer der ist. Doch die moralische und politische Wirkung ist
verheerend.

Die Jewish Claims Conference galt als integer, als eine moralische
Instanz. Das berechtigte sie dazu, als Sachwalter einer (zu) späten
Gerechtigkeit gegenüber jüdischen Opfern der NS-Barbarei tätig zu
sein. Das berechtigte die Stiftung auch zum politischen Druck auf die
deutsche Seite, wenn es in Entschädigungsfragen dann und wann hakte.

Dass ausgerechnet in ihren Händen liegende Gelder veruntreut
wurden, ist schlimm genug. Dass gar Betrüger offenbar im eigenen Haus
sitzen, ist eine Katastrophe für den Ruf. Bisher war es undenkbar,
dass eine deutsche Regierung gegen eine Organisation für jüdische
Opfer jemals eine Klage erwägt.

Man ahnt förmlich, wie sich nun Ewiggestrige und Holocaust-Leugner
in Sprüche wie damals versteigen: „Juden kann man nicht trauen.“
Daher muss es jetzt Aufgabe der Stiftung – und unsere – sein,
dagegenzuhalten. Denn was dort in den USA passierte, war das Werk von
Kriminellen, nichts anderes. Und die gibt es in allen Nationen,
Völkern und Glaubensgemeinschaften der Welt.

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