Das ist die Ukraine, wo in gerade mal sechs Wochen
ein schönes, völkerverbindendes, strahlendes Fußball-Großereignis
stattfinden soll: Ein Land, in dem ein Regierungschef seine
Vorgängerin unter höchst fadenscheinigen Gründen verfolgen,
einkerkern und, wie es aussieht, verprügeln lässt. Ein Land, dessen
autokratische Regierung Europa erpresst, offiziell bekannt gegeben
hat, Julia Timoschenko freilassen zu wollen, wenn der Westen das
Abkommen unterschreibt, welches die Ukraine näher an den gelobten
Westen führt – ein geldwerter Vorteil. Und ein Land, dessen Regierung
nun ganz offensichtlich nicht in der Lage ist, die öffentliche
Sicherheit zu gewährleisten.
Ähnliche Anschläge wie an diesem Freitag hat es im vergangenen
Jahr gegeben. Aufgeklärt wurden sie nie. Und auch dieses Mal weiß man
nicht, wer dahinter steckt. Dem flugs von Janukowitschs Regierung
ausgerufenen Terror-Verdacht kann, muss man aber nicht folgen. Es
kann auch die Mafia gewesen sein, um sich Wohlverhalten oder andere
Vorteile vom Staat zu erpressen. Es können Einzeltäter mit
ausschließlich materiellen Interessen gewesen sein. Und es können
sogar von der Regierung selbst beauftragte Täter gewesen sein, um der
Opposition die blutige Sache in die Schuhe zu schieben und ihr
brutales Vorgehen gegen Timoschenko zu rechtfertigen.
Fest steht: Fans, die zur Fußball-EM in die Ukraine reisen wollen,
können dies ohne Angst nicht tun. Die Uefa kann die Werbewirkung der
Europameisterschaft gleich abhaken. Inzwischen ist klar geworden,
dass es ein Fehler war, die EM in die Ukraine zu geben.
Wie wäre es, ein anderes, bewährtes Nachbarland Polens übernähme
dieses Europafest? Deutschland!
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