WAZ: Eine harte Geduldsprobe. Kommentar von Michael Kohlstadt zu Streiks im Reiseverkehr

Die Deutschen sind reisefreudig wie nie und lassen
sich ihre Lust auf fremde Länder und Menschen auch durch
streikbedingte Störungen im Bahn- und Flugverkehr offenbar so schnell
nicht vermiesen. Laut einer aktuellen Studie war mehr als die Hälfte
der Bevölkerung im vergangenen Jahr mindestens fünf Tage auf
Urlaubsreise. Und auch die Bahn vermeldete – trotz des heftigen
Tarifkonflikts mit den Lokführern – für 2014 ein Rekordjahr. So
schlimm, wie häufig dargestellt, kann es mit der Zuverlässigkeit im
Mobilitätssektor also wohl doch nicht sein. Deutschland droht nicht
gleich der Verkehrskollaps, wenn einzelne Berufsgruppen ihr
verbrieftes Recht auf Arbeitskampfmaßnahmen in Anspruch nehmen. Für
jeden direkt Betroffenen sind die Streiks im Reiseverkehr natürlich
ein großes Ärgernis. Wie so oft geht es auch diesmal um die
Verhältnismäßigkeit. Die Geduld von Millionen Bahn- und Flugreisenden
wurde in den vergangenen Monaten auf eine harte Probe gestellt. Man
sollte sie nicht überstrapazieren.

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