WAZ: Eine Täuschung. Kommentar von Dietmar Seher

Es ist der Stoff, aus dem die
Glaubwürdigkeitsprobleme der Politik gestrickt sind.

Ein Ministerpräsident, ein Bundesverkehrsminister und ein Bahnchef
verkünden Ende 2008 vor großem Kameraaufgebot, dass an 108 Bahnhöfen
alles besser wird. Modernere Bahnsteige, Beleuchtungen, Infosysteme.
Die Pendler sollen nichts mehr zu klagen haben. Das alles spätestens
bis 2013.

Jürgen Rüttgers, Wolfgang Tiefensee und Hartmut Mehdorn sind nicht
mehr im Amt. Und Nordrhein-Westfalen wird auf viele neue Bahnhöfe
warten müssen. Die Sanierungen sind – bisher bei 50 Bauten – vertagt.
Vielleicht kippt das ganze Versprechen. Denn Land und Bahn sind nicht
einig, wie das Halbmilliarden-Paket umzusetzen ist.

Es sind nicht die Nachfolger, die das Debakel verantworten. Es ist
die Angewohnheit von Politikern, zu schnell Gutes zu groß
anzukündigen, in den Details der Vereinbarungen aber zu schlampen.
Dann kommt es zum Streit, zu Verzögerungen – und zum großen Frust des
Publikums, das die früher frohe Botschaft jetzt als bloße Täuschung
sieht.

Wann die neuen Bahnhöfe kommen? Wir Pendler brauchen Geduld. Man
wird verhandeln. Wir hoffen, diesmal glaubwürdiger.

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