WAZ: Endlich, Banken sollen mithaften – Kommentar von Thomas Wels

Die Operation ist heikel, dennoch ist sie notwendig:
Es ist richtig, die Banken als Kreditgeber endlich in die Haftung für
die Griechenland-Pleite miteinzubeziehen. Die Grenze des moralisch
wie wirtschaftspolitisch Erträglichen ist schon bei der Hunderte
Milliarden Euro schweren Bankenretterei mittels Steuergeld erreicht
worden. Es kann nicht sein, dass Steuerzahler immer weiter haften und
die Gläubigerbanken Griechenlands frei halten. Das hat mit
Marktwirtschaft nichts zu tun. Auch wenn die Gefahr besteht, dass die
Rating-Agenturen bei ihrer Vergabe von Kreditwürdigkeitsnoten die
Griechenland-Papiere als Komplettausfall werten – die vorgeschlagene
Art der supersanften Umschuldung ist ein Versuch wert. Denn dem
Risiko einer Kettenreaktion durch die teilweise Entwertung von
Bankbilanzen und möglicherweise kippender Geldhäuser steht ein
anderes, gerne unterschätztes Risiko gegenüber: das der
zusammenbrechenden Akzeptanz für Euro und Europa. Die Kanzlerin muss
in der Bundestagsabstimmung zur Griechenland-Rettung eine Niederlage
fürchten. Gut so, denn das sorgt jetzt für Bewegung.

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