Arbeitgeberverbände verlieren für gewöhnlich kein
schlechtes Wort über ihre eigene Branche. Es ist daher bemerkenswert,
wenn der Hotel- und Gaststättenverband zart andeutet, am
Nachwuchsmangel sei die in manchen Hotels und Gastronomiebetrieben
nicht eben vorbildliche Ausbildung mitschuld. Gemeint sind unbezahlte
Überstunden, rauer Umgangston und hohe Arbeitsbelastung. Mehr als in
anderen Berufen müssen Azubis in der Gastronomie die Löcher in den zu
dünnen Personaldecken stopfen. Das einmal ruinierte Image lässt sich
schwer korrigieren – und der Branche läuft die Zeit davon. Jede
Lehrstelle, die heute unbesetzt bleibt, verschärft den Mangel von
morgen und macht es noch schwerer, Azubis besser auszubilden statt
sie als Lückenbüßer einzusetzen. Höchste Zeit also, der erfrischenden
Selbstkritik Taten folgen zu lassen. Kurzfristig lenkt der akute
Mangel automatisch den Blick auf die vielen Flüchtlinge, die gerne
arbeiten würden. In Deutschkurse und Praktika zu investieren, könnte
sich also lohnen – für die Branche, die Flüchtlinge und auch für den
Staat.
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