Dominik Brunner wurde im September 2009 auf dem
S-Bahnhof in München-Solln erschlagen. Die Politik reagierte sofort.
Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach verstärkte Polizeipräsenz im
öffentlichen Raum. Sie sagte: „Die öffentliche Sicherheit ist ein
genau so hohes Gut wie die soziale Sicherheit.“ Was passierte
seither? Nichts. Die Gewalt auf Bahnanlagen nimmt drastisch zu. Für
2010 zeichnet sich ein Straftaten-Plus von bis zu 30 Prozent ab. Das
ist nicht hinnehmbar. Erstens, weil öffentliche Verkehrsmittel gerade
in Ballungsgebieten zunehmend genutzt werden. Zweitens: Weil viele
dieser Nutzer ältere Menschen sind, denen Gewalt Angst einflößt. Wie
sollen sie mobil sein, wenn ihnen diese Angst die Nutzung des
Verkehrsmittels versperrt? Tiefes Graben nach den Gründen für den
Trend ist überflüssig. Es gibt einfach zu wenig Bundespolizei an den
neuralgischen Stellen. Denn Polizeipräsenz schreckt Täter ab. Das
Defizit ist aber nicht nur in mangelnder Finanzierung begründet. Auch
die Organisation stimmt nicht. Wenn 1000 Bundespolizisten im Ausland
im Einsatz sind und jedes Wochenende Hundertschaften die Anfahrten
der Fußballfans zu den Bundesligaspielen begleiten müssen, fallen zu
schnell zu viele Überstunden bei den Kernaufgaben an.
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