Erdbeeren zum Herbstbeginn passen etwa so gut wie
Kürbissuppe zu Wimbledon. Doch wann Obst und Gemüse Saison haben,
bestimmt längst nicht mehr die Natur, sondern der Appetit der
Verbraucher. Sie wollen alles immer kaufen können. Wer das dem Handel
oder gar den Erzeugern anlastet, schaut zu selten in den Spiegel. Und
doch gibt es größere und kleinere Unsitten. Wer im Dezember Tomaten
kauft, verzehrt in der Regel Strauchgut aus spanischer
Massenzüchtung, die Unmengen an Energie und dort knappem Wasser
verschwendet, um unseren Salat zu verschönern. Wenn regionale
Erzeuger auf unser Konsumverhalten reagieren, indem sie Erdbeeren bis
in den Herbst anbauen, entspannt das eher den globalen Handelswahn.
Was beim Bauern nebenan auch außerhalb der Saison geerntet wird, muss
nicht um den ganzen Globus verschifft oder geflogen werden – so wie
die beliebten Birnen aus Argentinien. Was Verbraucher aber bedenken
sollten: Obst und Gemüse schmecken in ihrer naturgegebenen Saison
nicht nur besser, sie sind auch günstiger. Wer nach der Kürbissuppe
Erdbeeren essen will, zahlt eben drauf.
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