WAZ: Es wird noch viel schlimmer werden – Kommentar von Gerd Heidecke

Das benzinbetriebene Automobil feiert noch im Januar
den 125. Geburtstag. Für alle seine Millionen zum Tanken verdammten
Fahrer wird es 2011 keinen Grund zum Feiern geben. Geschieht nicht
ein kleines Wunder, wird der Benzinpreis explodieren und von
Allzeithoch zu Allzeithoch eilen. Auch die bürgerlichen Wutausbrüche
dürften bald auf der nach oben offenen Empörungsskala neue
Rekordstärken erreichen. Kanzlerin Merkel und ihre Minister Schäuble
und Brüderle können sich schon einmal einstellen auf reflexhaft
vorgebrachte Forderungen nach einer geringeren Mineralölsteuer
einerseits und einer höheren Pendlerpauschale andererseits. Die
Grünen werden sich bald wieder an ihre alte Idealpreisvorstellung von
fünf Mark pro Liter erinnern lassen müssen. Den Rohölmarkt wird dies
alles nicht beeindrucken. Man darf auch einmal völlig ohne Zynismus
anmerken, dass sich niemand die Zeiten eines Öl-Fass-Preises von 40
statt wie jetzt 100 Dollar zurückwünschen sollte. Vor genau drei
Jahren war dieser Kurs nichts weiter als der Ausdruck einer am Boden
liegenden Weltwirtschaft. Und das deutsche Exportwunder? Wird von der
Euro-Schwäche befeuert, die zwangsläufig mit teureren
Rohstoffimporten bezahlt werden muss. Der Ausfuhrrekord des Autos in
seinem Jubiläumsjahr, er wird an der Tankstelle bezahlt.

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