WAZ: Europa bremst beim Klimaschutz. Kommentar von Knut Pries

Es war kein Zufall, dass die EU-Kommission ihr
Energie-Paket am selben Tag vorstellte wie ihr Konzept zur
Wiederbelebung der europäischen Industrie. Es ist lange her, dass die
EU unter Führung Angela Merkels sich an die Spitze der Bewegung gegen
die Erderwärmung setzte. Heute verdrängt die Sorge um Arbeitsplätze
und Wettbewerbsfähigkeit die Furcht vor dem Anstieg von Temperatur
und Meeresspiegel. Die EU-Zentrale ignoriert mit ihrem Konzept
Empfehlungen ihrer eigenen Fachleute, die zu dem Schluss gekommen
waren, dass schärfere Zielwerte auch wirtschaftlich sinnvoller seien.
Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, wie unterschiedlich die
EU-Kommissare die neue Bescheidenheit begründen. Energie-Ressortchef
Oettinger bestreitet dieselbe: Die Ziele seien im globalen Vergleich
anspruchsvoll genug. Seine Klima-Kollegin Hedegaard verteidigt sich:
Mehr Ehrgeiz habe angesichts der Widerstände in den Mitgliedstaaten
politisch keine Chance. Da dürfte sie nicht ganz falsch liegen. Es
wird spannend sein zu beobachten, wie der Industriefreund und
Ex-Umweltminister Sigmar Gabriel in den bevorstehenden Verhandlungen
agiert.

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