Verspätungen bei der Bahn sind für die Fahrgäste
immer ärgerlich. Doch der neue Unpünktlichkeitsrekord ist nicht so
spektakulär wie er erscheint. Etliche Naturereignisse wie das
Elbehochwasser im vergangenen Jahr haben für Verwerfungen im Fahrplan
gesorgt. Natürlich kommt ein alter Witz angesichts der Zahlen nach
wie vor gut an: Die Bahn hat vier Probleme, Frühling, Sommer, Herbst
und Winter. Aus der Statistik ablesbar ist aber ein anderes Ergebnis:
Bis zum Termin des geplanten Börsengangs ging es mit der Verspätung
klar nach oben. Danach fuhren die Züge wieder pünktlicher, bis
besagte Naturereignisse oder Streiks die Bilanz wieder
verschlechterten. Für den Kapitalmarkt wurde auf Verschleiß gefahren,
damit die Braut möglichst hübsch aussieht. Ohne diesen Zwang wird
mehr für die Zuverlässigkeit getan. Mittlerweile wird vereinzelt
wieder von einer Teilprivatisierung gesprochen, Milliardenerlöse
winken. Die Verspätungsstatistik zeigt, dass die Kunden von einem
Börsengang nichts Positives erwarten können. Es wäre besser, davon
endgültig die Finger zu lassen.
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