Der Fleischunternehmer und Aufsichtsratschef des FC
Schalke 04, Clemens Tönnies, hat die von NRW-Arbeitsminister Guntram
Schneider (SPD) erhobenen Vorwürfe der Mitarbeiter-Ausbeutung scharf
zurückgewiesen. „Die Vorwürfe stimmen nicht, und so etwas macht man
nicht. Der Arbeitsminister hat die Aufgabe, sich mit dem
Branchenführer an einen Tisch zu setzen, wenn er etwas zu kritisieren
hat“, sagte Tönnies der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Donnerstagausgabe). Das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück erwartet
nach Angaben von Vorstand Frank Duffe eine Richtigstellung der
Landesregierung. Tönnies selbst hat zudem bei SPD-Fraktionschef
Norbert Römer interveniert und fühlt sich als Opfer „einer Kampagne“.
Arbeitsminister Schneider hatte unter Berufung auf Ergebnisse
einer Sonderaktion des NRW-Arbeitsschutzes Lohndumping,
Endlosschichten und die Vernachlässigung von Sicherheitsstandards bei
Großunternehmen der Fleischindustrie beklagt und dabei öffentlich
deutliche Anspielungen auf Tönnies gemacht. Von Hungerlöhnen und
„frühkapitalistischen Zuständen“ war die Rede.
Laut Unternehmensgruppe Tönnies liegen die Ergebnisse der
Überprüfung des Stammwerks in Rheda-Wiedenbrück und von drei
Werkvertragsnehmern aus Rumänien, Griechenland und Polen jedoch noch
gar nicht vor. Der mit der Auswertung betraute Behördenmitarbeiter
befinde sich im Urlaub. „Bislang gibt es keinerlei Beanstandungen der
zuständigen Bezirksregierung“, erklärte Tönnies-Manager Duffe. In den
vergangenen Jahren habe man kein einziges Bußgeld wegen Verstößen
gegen den Arbeitsschutz kassiert.
Tönnies zahlt nach eigener Aussage seinen etwa 1500
festangestellten Mitarbeitern einen Stundenlohn von mindestens 8,50
Euro plus Zulagen. Von Dienstleistern, die für die etwa 3400
Werkvertragsmitarbeiter zuständig seien, würden eidesstattliche
Versicherungen verlangt, dass ein Bruttostundenlohn von mindestens
rund 8 Euro auch beim einzelnen Mitarbeiter ankommt. „Ich habe keine
Angst vor einem gesetzlichen Mindestlohn“, betonte Tönnies.
Das Arbeitsministerium blieb auf Anfrage bei der Minister-Aussage,
dass sämtliche NRW-Großunternehmen der Fleischindustrie mit mehr als
350 Mitarbeitern gegen gesetzliche Bestimmungen verstießen.
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