Die Franzosen hatten ihr Abendessen noch nicht ganz
verspeist, da wurde ihnen als Nachspeise ein ganz besonderer medialer
Leckerbissen aufgetischt: Sarkozy gegen Hollande – das TV-Duell
zwischen dem angezählten Präsidenten und dem favorisierten
Herausforderer. Jeder dritte Franzose verfolgte kurz vor der
Stichwahl diesen aufwändig inszenierten und erbittert geführten
Schlagabtausch. Nur: Entscheiden Medienspektakel wie diese wirklich
darüber, wer demnächst in den Elysée-Palast einzieht?
Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind reine
Persönlichkeitswahlen. Das Charisma eines Kandidaten zählt mehr als
das Wahlprogramm seiner Partei. Wer in Paris an die Macht will,
schafft es nicht durch umständliche und nervenaufreibende
Koalitionsverhandlungen. Er muss die Wähler und Zuschauer unmittelbar
überzeugen und mitreißen. Erst recht jene, die nicht zu seinem Lager
gehören bzw. Protest- oder gar Nicht-Wähler sind. Eine Gruppe, die
auch in Frankreich immer größer wird. Nicolas Sarkozy, obwohl in der
Sache oft präziser und überzeugender, hatte seinem Rivalen François
Hollande einen K.o.-Schlag verpassen wollen. So wie bei einem
Boxkampf. Doch der einst als Weichei und „Flanby“-Pudding belächelte
Hollande erwies sich als überraschend zäh und standfest. So endete
das Duell für Sarkozy nur unentschieden. Viel zu wenig für den
amtierenden Präsidenten, um das Blatt in letzter Sekunde noch wenden
zu können.
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