WAZ: Gerechte Strafe – Kommentar von Frank Preuß zu Bad Aibling

Ein Mann daddelt auf dem Handy herum, und zwölf
Menschen verlieren bei einem Zugunglück ihr Leben. So geschehen in
Bad Aibling. Es ist wohlfeil, der Bahn vorzuwerfen, ihre Technik sei
veraltet, nein, es gibt nur einen Schuldigen in diesem Fall: Hätte
der Fahrdienstleiter seinen Job gemacht, würden diese zwölf Menschen
noch leben.

Der Zorn, der in uns hochsteigt angesichts dieser Ignoranz
gegenüber der Verantwortung und der Blick auf die Hinterbliebenen,
lässt uns nach härtestmöglichen Konsequenzen rufen. Das Recht aber
kann und darf auf unsere Emotionen keine Rücksicht nehmen.

Dreieinhalb Jahre Haft, das mag manchem läppisch vorkommen beim
Ausmaß der Katastrophe, aber was wäre gerecht? Es ist unmöglich, den
Wert eines Lebens gegenzurechnen; das Urteil bemisst sich an der Tat.
Der Verurteilte lebt mit dem Wissen um seine Schuld weiter, auch das
ist Strafe. Eine Rückfallgefahr gibt es nicht, er wird nie mehr an
verantwortlicher Stelle arbeiten.

Ob das alles an Menschen abprallt, die täglich im Auto auf ihren
Handys rumklimpern? Ich fürchte ja.

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