WAZ: Geschichtsvergessen – Kommentar von Stefan Schulte zum Interesse von Hochtief an Trumps Mauer

Hochtief-Chef Fernandez Verdes weiß nur zu gut, wie
die Deutschen zu Trumps Mauer zu Mexiko stehen. Und er wusste, dass
er sich hierzulande keine Freunde machen würde, wenn er eine
Beteiligung an diesem verstörenden Projekt nicht ausschließt.
Trotzdem hat er sich offen gehalten, den monströsen Grenzwall
mitzubauen. Denn er weiß, wo ihn die Unbill der Regierenden härter
träfe und wo das Hochtief mehr schaden würde.

Unternehmenspolitisch handelt der Hochtief-Chef rational. Der
Baukonzern gehört Spaniern und verdient sein Geld in den USA und in
Australien. Die wenigsten Konzernlenker haben es bisher gewagt, Trump
gegen sich aufzubringen. Stattdessen stehen sie Schlange vor dem
Weißen Haus, um Trump die Ehre zu erweisen. Daraus zu folgern,
Fernandez Verdes befände sich in guter Gesellschaft, wäre freilich
zynisch.

Das Gegenteil ist der Fall: Dass global agierende Unternehmen dem
Protektionisten Trump nachlaufen, ist absurd. Bei Hochtief berührt
das zudem die Wurzeln des Unternehmens. Dass ein deutscher Bauriese
auch nur in Erwägung zieht, eine Mauer zu bauen, ist
geschichtsvergessen und an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten.

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