WAZ: Gesund fürs Geschäft. Kommentar von Jürgen Polzin

Kein Mensch braucht Kinderlebensmittel, die
Lebensmittelbranche schon. Weil die großen Konzerne zum Wachstum
verdammt sind, suchen die Marketing-Strategen auf dem Milliardenmarkt
unermüdlich nach neuen Kundengruppen. Kinder sind eine dankbare
Klientel – nicht nur, weil sie im Supermarkt notorische Nervensägen
sind (deswegen stehen Süßigkeiten im Kassenbereich). Eltern wollen
nur das Beste für ihre Kleinen. Und wenn die Werbestrategen
verklickern können, dass diese Zwischendurch-Snacks gesund sind –
mit der Extraportion Milch, reich an Vitamin C und voller
Vollkorn-Getreide – dann fällt der Kauf leicht.

Die einzige Chance, die der Verbraucher hat, ist eine
Lebensmittelkennzeichnung, die es ermöglicht, ein gesundes Produkt
von einer Kalorienbombe zu unterscheiden. Eine Lebensmittel-Ampel,
die den Gehalt von Fetten, Zucker und Salz farblich auf der Packung
anzeigt, wäre der richtige Weg. Vor zwei Jahren forderten das
Kinderärzte aus Europa in einem Brandbrief an EU-Parlamentarier. Die
Ampel kam nicht, dafür eroberten immer mehr Kinderlebensmittel die
Supermarkt-Regale. Eine dankbare Klientel.

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