WAZ: Grüne sehen wachsende Gefahr durch Antibiotika in Tierställen

Einer aktuellen Studie des Tumorzentrums Aachen
zufolge tragen bis zu 6,4 Millionen Deutsche gefährliche Keime in
sich, gegen die eine Vielzahl der heute üblichen Antibiotika
unwirksam sind. Die Verfasser der Studie sagen, dass sich die meisten
dieser Keime in großen Tierställen bilden, in denen viele Antibiotika
verabreicht werden. Oft würden sie über den Verzehr von rohem Fleisch
aufgenommen. Gefährdet seien besonders Tierärzte und Landwirte, die
in Großställen arbeiten. Es soll sogar erste Keime geben, die gegen
sämtliche Antibiotika resistent sind.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Bundestagsfraktion der
Grünen. Die Abgeordnete Bärbel Höhn spricht von einer inzwischen
„lebensbedrohlichen“ Entwicklung, die der Massentierhaltung in
Deutschland geschuldet sei. „Das ist jetzt schon ein Riesenproblem
und früher oder später knallt das richtig. Mit der
Billigfleisch-Produktion und dem dafür nötigen hohen
Antibiotikaeinsatz bei den Tieren schaden wir letztendlich unserer
eigenen Gesundheit“, sagte Höhn der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
(WAZ, Freitagausgabe). Höhn weiter: „Auf Bundesebene muss geregelt
werden, dass nur noch einzelne Tiere bei Symptomen behandelt werden
dürfen und die Tierärzte nicht an der Verschreibung von Antibiotika
verdienen dürfen.“

Ihr Fraktionskollege Friedrich Ostendorff sagte der WAZ:
„Antibiotika sind ein wertvolles Gut, aber sie werden in den großen
Mastställen sorglos verteilt. Es kann nicht sein, dass diese
ausufernde Vergabe noch durch Mengenrabatte gefördert wird. Damit
muss Schluss sein.“

Dass sogar Keime gefunden wurden, die gegen annähernd alle
Antibiotika resistent sind, ist laut Ostendorff „erschreckend“. Die
so genannten Reserveantibiotika, die verabreicht werden, wenn andere
Antibiotika nicht wirken, sollten für die Verabreichung im Stall
gesperrt werden, fordert Ostendorff, „damit wenigstens einige
Antibiotika weiterhin wirksam bleiben können.“

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