WAZ: Hände weg von Öffnungszeiten – Kommentar von Theo Schumacher

Für alle, die sich morgens um halb drei schon mal
einen neuen Anzug kaufen, kommt hier die schlechte Nachricht: Die
Grünen wollen, dass die Geschäfte im Lande wieder um 22 Uhr
schließen. Zumindest der Arbeitsminister – vormals Chef des
Gewerkschaftsbundes in NRW – scheint nicht abgeneigt. Vier Jahre nach
der weitgehenden Freigabe der Öffnungszeiten müsste das
Ladenschlussgesetz erneut geändert werden. Ist das wirklich nötig?
Ist es nicht. Die neuen Regeln haben sich längst in der Praxis
eingespielt, und den nächtlichen Jeanskäufer gibt es in der
Einzelhandels-Realität so wenig wie ungezügelten
Rund-um-die-Uhr-Kommerz. Die Geschäfte passen sich dem Bedarf der
Kunden an, die mit den Füßen abstimmen und mit der Einkaufstasche.
Manche Supermärkte in großen Städten öffnen bis 24 Uhr, andere
schließen früher. Jeder so, wie es passt. Der von den Grünen zu Recht
kritisierte Alkoholmissbrauch mit all seinen Auswüchsen hat mit dem
Ladenschluss nur bedingt zu tun, und eine 22-Uhr-Grenze würde wohl
wenig ändern. Wer Alkohol will, beschafft ihn sich. Klar ist aber
auch, dass Verkaufsverbote an Jugendliche strikter überwacht werden
müssen und kommunale Ordnungsämter gefordert sind, wenn Anwohner
regelmäßig belästigt werden. Das sollte sich machen lassen – auch
ohne Gesetzeskeule.

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