WAZ: Handel unter Druck – Basislohn istüberfällig. Kommentar von Frank Meßing

Wenn der Handel ungelernten Menschen mit
Aushilfsjobs eine Chance gibt, selbst Geld zu verdienen, ist das zu
begrüßen. Geringqualifizierte haben es ohnehin schwer auf dem
Arbeitsmarkt. Der Lohn dafür muss aber angemessen sein. 573 Euro
netto für 110 Stunden im Dienst von S. Oliver unterschreiten die
Grenze dessen, was gemeinhin als gerecht und anständig gilt.

Wer fast eine volle Stelle ausfüllt, muss dafür auch so viel Geld
erhalten, dass er damit einigermaßen über die Runden kommt. 573 Euro
reichen zum Leben nicht aus. Da hilft es den jungen Mitarbeiterinnen
auch nicht, dass sie im zweiten Jahr als Aushilfen womöglich die
Aussicht auf ein paar Euro mehr haben können. 6,50 Euro sind
schlichtweg zu wenig. Zumal es der Modebranche gut geht. Im ersten
Halbjahr 2010 machte sie ein Umsatzplus von drei Prozent.

Der Druck, den Beschäftigte, Gewerkschaften und Medien aufgebaut
haben, führt allmählich zum Erfolg. Die Ketten können sich auf Dauer
negative Schlagzeilen nicht erlauben. Und so preschte der
Textildiscounter Kik vor und kündigte einen Basislohn von 7,50 Euro
ab Oktober an. Der Handelsverband will im Frühjahr 2011 mit einem
tariflichen Mindestlohn für den gesamten Handel nachziehen. Er ist
längst überfällig.

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