Hannelore Kraft hat auf der Trauerfeier für die 21
Toten der Loveparade eine bewegende Rede gehalten. Die komplette
Staatsspitze war am Samstag nach Duisburg gekommen. Aber nur die
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ergriff das Wort.
Der erste große öffentliche Auftritt nach ihrer Wahl konfrontierte
sie wohl mit der schwersten aller Aufgaben: Angemessene Worte der
Anteilnahme für die Angehörigen der 21 Toten zu finden. Auch wenn man
es gewohnt ist, den politischen Gegner in Grund und Boden zu
argumentieren, kann man an einer Trauerrede scheitern. Denn hier geht
es nicht um Rechthaben und politische Finten. Auch rhetorische
Routine hilft nicht weiter, wenn das Mitfühlen und Trauern nicht
echt, sondern aufgesetzt ist.
Hannelore Krafts Rede war sicherlich auch deshalb so ergreifend,
weil sie selbst stundenlang nicht gewusst hatte, ob ihr 17-jähriger
Sohn die Katastrophe überlebt hat. Sie kämpfte mit den Tränen. Die
Stimme versagte nahezu, als sie über ihre Gespräche mit den
Angehörigen berichtete.
Nach der Trauerfeier sollte Bundeskanzlerin Merkel noch eine
Erklärung abgeben. Sie hat darauf verzichtet. Denn Hannelore Kraft
hatte alles gesagt. Danach konnte man nur noch schweigen, mit den
Tränen kämpfen oder hemmungslos weinen.
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