WAZ: Heiliger Zornüber die NSA-Affäre – Kommentar von Miguel Sanches

Es gibt in Berlin einen heiligen Zorn über die
NSA-Affäre. Er ist berechtigt und kein zynisches Spiel mit der Wut
vieler Bürger über den Abhörskandal. Er ist aber naiv. Das gilt schon
für das Wort „Freund“ im Verhältnis von Staaten. Es geht um
Interessen, um gemeinsame oder gegensätzliche.

Die Amerikaner wären vielleicht zur Schadensbegrenzung zu bewegen,
zu einem anderen Verhalten, aber sicher nicht zu einem Vertrag. Ein
solcher Anti-Spionage-Vertrag wäre das Eingeständnis der Supermacht,
dass sie zu weit gegangen ist. Aber genau diese Erwartung hat Angela
Merkel geschürt, sei es aus persönlicher Betroffenheit, sei es aus
Kalkül im Wahlkampf: Man wollte das Thema verdrängen.

Das Verhältnis zu den USA ist inzwischen ein Krampf. Das können
nicht mehr die Geheimdienste lösen. Das ist die Aufgabe der Kanzlerin
und des US-Präsidenten.

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