Der Sexualstraftäter Karl D. ist offenbar aus dem
Raum Heinsberg nach Gelsenkirchen gezogen. Nach Informationen der
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) (Donnerstagausgabe) ließ er
sich dort schon vor rund drei Wochen freiwillig ins Gefängnis
einweisen, um die Familie seines Bruders zu entlasten, die ihn fast
zwei Jahre lang beherbergt hatte. Ihr Haus in Randerath wurde rund um
die Uhr von Polizisten bewacht, Demonstrationen von Anwohnern zehrten
an den Nerven. Bei der neuen Bleibe des von Gutachtern als
hochgefährlich eingestuften Vergewaltigers handelt sich um die
sozialtherapeutische Anstalt Gelsenkirchen, eine Sondereinrichtung
des geschlossenen Strafvollzuges für erwachsene Männer in
Nordrhein-Westfalen mit 57 Haftplätzen. Da Karl D. dort freiwilliger
Gast ist, kann er sich jederzeit selbst entlassen, muss dafür aber
einen Antrag stellen. Dann aber würde er sofort wieder
dauerüberwacht, heißt es aus Polizeikreisen. Nach WAZ-Informationen
hatte sich Karl D. seit mehr als einem Jahr darum bemüht, eine neue
Bleibe zu finden. Allerdings wurde er unter anderem in Köln,
Mönchengladbach und Berlin abgewiesen, als die Öffentlichkeit
aufmerksam wurde. „Es ist ein Trauerspiel“, sagt Karl D.s Aachener
Anwalt Wolfram Strauch auf WAZ-Anfrage. „Und es sagt viel über unsere
Gesellschaft aus, dass ein Mann, der seine Strafe verbüßt hat,
draußen so verfolgt wird, dass er ins Gefängnis zurückgeht.“ Der
gelernte Staplerfahrer hatte 1994 im bayrischen Geretsried zwei
Mädchen sadistisch vergewaltigt – zehn Jahre zuvor hatte er schon
eine 17-Jährige geschändet. Insgesamt verbrachte er 20 Jahre im
Gefängnis, doch 2008 musste man ihn entlassen, obwohl Gutachter ihn
weiter als hochgefährlich einstuften. Nachträglich konnte man Karl
D., trotz der Versuche der Staatsanwaltschaft, nicht
sicherungsverwahren.
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