WAZ: Hiesinger braucht Vertrauen und Zeit. Kommentar von Thomas Wels

Zuweilen hilft ein Blick zurück, um die aktuelle
Position zu bestimmen. Erst ein Jahr ist es her, da erlebte der
Krisen-Konzern Thyssen-Krupp eine bemerkenswerte
Aktionärsversammlung: Dem Chef Heinrich Hiesinger hängte ein
Aktionärsvertreter das Etikett „Heinrich der Löwe“ um, der
Aufsichtsratschef Gerhard Cromme ging als „größte Teflonpfanne der
Republik“ nach Hause. Es war der Anfang vom Ende Crommes als
Oberaufseher und Nachfolger von Berthold Beitz an der Spitze der
Krupp-Stiftung. Alles Geschichte. Heute wird Ursula Gather als Chefin
des Stiftungskuratoriums im Publikum sitzen. Ebenso die Vertreter des
inzwischen zweitwichtigsten Eigentümers Cevian. Das sind neben der
Unternehmenskultur auf lange Sicht die gravierendsten Veränderungen.
In der Krise steckt Thyssen-Krupp immer noch. Wer will, kann
Fortschritte erkennen. Die Vergangenheitsbewältigung ist zwar nicht
so gelungen, wie Hiesinger es erhofft und in Aussicht gestellt hatte.
Letzteres war ein Fehler, der zusammen mit der teilweisen
Rückabwicklung des Nirosta-Verkaufs Erklärungsbedarf produziert.
Hiesinger wird versuchen zu erklären und Vertrauen aufzubauen.
Vertrauen bestimmt die Zeit, die Hiesinger hat, um den Konzern als
Ganzes zu erhalten.

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