Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat
eindringlich vor einer weiteren Eskalation im Handelskonflikt mit den
USA gewarnt. „Zölle gehen einfach in die falsche Richtung. Die
aktuelle Eskalation ist deshalb schädlich“, sagte Hiesinger in einem
gemeinsamen Interview mit Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran für die
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe). „Wir werden
hoffentlich sehen, dass die internationale Politik einen Weg zur
Deeskalation findet“, fügte Hiesinger hinzu.
Die Stahlfusion mit dem indischen Konzern Tata in Europa stärke
die Standorte der beiden beteiligten Unternehmen in Deutschland,
Großbritannien und den Niederlanden, betonte Hiesinger. „Wir als
Unternehmen haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das
Gemeinschaftsunternehmen ist viel besser gewappnet, um Unsicherheiten
zu begegnen als jeder von uns alleine. Wir können so besser auf das
reagieren, was auch immer kommt“, sagte Hiesinger mit Blick auf die
Gründung des Joint Ventures Thyssenkrupp Tata Steel. Chandrasekaran
betonte, er teile die Einschätzung des Thyssenkrupp-Chefs. „Das sehe
ich auch so“, sagte er.
Hiesinger warnte vor einer Abschottung der Märkte. „Das
Stahlgeschäft, das wir direkt mit den USA machen, ist überschaubar.
Besorgt sind wir mehr über die indirekten Effekte“, sagte Hiesinger.
„Denn Stahl, der künftig womöglich nicht mehr in die USA gelangt,
könnte zusätzlich auf den europäischen Markt gelangen. Noch sehen wir
diese Auswirkungen nicht, aber das Risiko ist da.“
Nach monatelangen Verhandlungen haben Thyssenkrupp und Tata am
Wochenende die Verträge zur Fusion ihrer europäischen Stahlgeschäfte
unterschrieben. Mit dem neuen Konzern Thyssenkrupp Tata Steel, der
rund 48.000 Mitarbeiter beschäftigt, soll ein starker Konkurrent für
den Marktführer Arcelor-Mittal entstehen. Tata-Chef Chandrasekaran
sagte der WAZ, der Zusammenschluss habe eine „starke industrielle
Logik“. Denn: „Wir profitieren beide in gleicher Weise erheblich von
der Bündelung unserer europäischen Stahlaktivitäten.“
Hiesinger deutete an, dass im Thyssenkrupp-Konzern weitere
Veränderungen anstehen. Die Arbeit sei „nie zu Ende“, sagte er.
„Unser Weg ist sehr klar. Thyssenkrupp wird zu einem starken
Industrie- und Dienstleistungskonzern. In der nächsten Woche werden
wir dazu dem Aufsichtsrat unser geschärftes Strategiebild
vorstellen.“
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